Die Fluchtberichte stammen nicht von den abgebildeten Personen.
Adriana P.
In der Nähe von unserer Wohnung gab es einen kleinen Platz, auf dem ein Blumenmarkt war. Dorthin sind die Raketen gefallen. Das war mitten am Tag. Überall lagen getötete Menschen und Blumen. Eine Verkäuferin kannten wir. Wir haben ihr immer einen guten Tag gewünscht.
Als ich im Jahr 2002 die Republik Moldau besuchte, fielen mir häufig eigenwillige Bushaltestellenkonstruktionen auf, wahrscheinlich entworfen von den Befähigsten des jeweiligen Dorfes. Mit folkloristischen Mosaiken und ornamentalen Mustern waren sie das Aushängeschild des Ortes. Individuell, freundlich, leicht und einladend. Dieser Thematik nachzugehen, versagte ich mir, da bei meiner Recherche die wunderbare Serie von Bushaltestellen in Armenien von Ursula Schulz-Dornburg auftauchte, die einen ebenso wunderbaren Titel trug: Architektur des Wartens. (jetzt umbenannt in: Transit Orte)
Der Fluchtbericht stammt nicht von den abgebildeten Personen.
Mein Mann ist Oberstleutnant. Er und seine Kollegen wurden am 22.2.2022 gewarnt, dass etwas kommt. Am 23. Februar sind wir losgefahren, 1200 Kilometer nach Winnyzja. Dort sind wir zwei Tage geblieben, dann weiter nach Mohyliv Podilskyj an die Grenze, dort haben wir Verwandtschaft. Mein Mann ist in Kramatorsk stationiert und oft an der Frontlinie in Slaviansk. Die Fotos, die er schickt, sind schrecklich.
Die Moldau lag für lange Zeit abseits der Aufmerksamkeit von Medienvertretern. Journalisten und Touristen, die hierher finden, sind fasziniert von einer oft verklärten romanisch-slawischen Mischkultur, die das Land auf seinen 34.000 Quadratkilometern zu bieten hat. Mit Abstand den größten Teil stellt die rumänischsprachige Bevölkerung dar, mit einem Anteil von rund 80 Prozent. Sie identifiziert sich ganz überwiegend als „moldauisch“, und nur zu einem kleinen Teil als „rumänisch“.
Die Fluchtberichte stammen nicht von den abgebildeten Personen.
Nina P.
Ich hatte Pläne, ich hatte meine Vorstellungen und Ideen, wollte mich entwickeln. Aber jetzt lebe ich in der Schwebe. Ich weiß nicht, was ich jetzt machen kann. Die Menschen haben keine Träume mehr. Die Ideen und Träume sind verloren. Wir leben nur im Heute.
Die Republik Moldau grenzt im Norden, Osten und Süden an die Ukraine, und zwar an die drei Oblasti Czernowitz, Wynnicja und Odessa. Den Meerzugang hatte man im Jahr 1940 verloren, als Stalin den Budschak der Ukraine zuschlug. Im Westen, den Pruth entlang, grenzt die Moldau an Rumänien. Annähernd parallel dazu, aber 50 bis 100 Kilometer in östliche Richtung entfernt, fließt der Nistru, Dnister oder Dnjestr dem Schwarzen Meer entgegen. Die drei Namen illustrieren die schwierige politische Gemengelage, vielleicht ist das der Grund, warum in Online-Karten der alte griechische Variante Tyra auftaucht. Er trennt das moldauische Kernland vom schmalen Landstreifen der russlandhörigen Separatistenrepublik Transnistrien.
Der Fluchtbericht stammt nicht von den abgebildeten Personen.
Larissa T.
Mein Mann war in Sicherheit, in England, als Schiffskoch auf See. Ich aber blieb in Odessa. Jede Nacht schlief ich mit aller Kleidung. Ich hatte sogar Angst unter die Dusche zu gehen und die Kinder allein zu lassen. Dann steht man unter der Dusche und die Rakete kommt.