Eriwan

Metrostation Platz der Republik. Foto: © Frank Gaudlitz
Metrostation Platz der Republik
Foto: © Frank Gaudlitz

Armenien mit seiner Hauptstadt Eriwan befindet sich heute am Schnittpunkt zahlreicher Konflikte, Migrationsströme, einer Mischung aus Kulturen, historischer Erinnerung und Trauma.

Metrostation Platz der Republik. Foto: © Frank Gaudlitz
Metrostation Platz der Republik
Foto: © Frank Gaudlitz

An der Metrostation „Platz der Republik“ in Eriwan erinnert eine Mosaikkarte an „Großarmenien“, das fast zehnmal so groß war, wie das heutige Staatsgebiet des Landes. Von vielen Orten des Stadtgebietes kann man den Berg Ararat sehen, der eine heilige, historische und mythologische Bedeutung für Armenien hat – er liegt heute in der Türkei. Der Name einer der beliebtesten Bier- und Limonadenmarke des Landes – Kilikia, bezieht sich ebenfalls auf eine Region, die heute in der Türkei liegt.

Eriwan, Blick auf den Ararat. Foto: © Frank Gaudlitz
Eriwan, Blick auf den Ararat
Foto: © Frank Gaudlitz

Im Museum HayArt Cultural Center ist eine Ausstellung zeitgenössischer armenischer Kunst zu sehen. Viele der Werke thematisieren das Trauma des andauernden Territorialkonflikts mit Aserbaidschan, der in den letzten Jahren auch zu einem regelrechten Krieg und einer Blockade von Arzach (Bergkarabach) geführt hat.

Ein junger Museumsführer verweist auf Motive von Panzern oder Soldaten in Tarnkleidung, die in vielen Werken zeitgenössischer Künstler und selbst auf gewebten Teppichen zu finden sind. Für deren Muster werden Fäden mit einzigartiger karminroter Farbe von speziellen Würmern, der armenischen Cochenille, die im Ararat-Tal leben, verwendet.

Viele der Werke erzählen von Trauma und Verlust und von der Notwendigkeit, das Armenien und sein Volk neu geboren wird. In einem Raum sind die Wände mit Fotos von Weizenfeldern bedeckt. „Es gibt nur wenige Länder auf der Welt, in denen so viel Weizen gegessen wird wie in Armenien – aber fast alle Anbauflächen befinden sich in Arzach“, erklärt der Museumsführer.

Blick vom Museum auf den Platz der Republik. Foto: © Frank Gaudlitz
Blick vom Museum auf den Platz der Republik
Foto: © Frank Gaudlitz

Der schwelende Konflikt um Arzach ist ein dauerhaftes Thema für das Land, was Flüchtlinge aus dieser Region schmerzhaft vor Augen führen. Oft arbeiten Hilfsstrukturen für Flüchtlinge aus der Ukraine und aus Arzach am selben Ort. Sie helfen mit Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten.

Während Armenien selbst nur knapp 3 Millionen Einwohner hat, gibt es weltweit etwa 40 Millionen Menschen, die sich als Teil der armenischen Gemeinschaft verstehen. Viele von ihnen unterstützen heute humanitäre, soziale und Bildungsprojekte im Land, finanzieren Schulen und Universitäten und richten internationale Programme, auch für junge Menschen, ein. Auch sind in den letzten Jahren viele ethnische Armenier:innen aus anderen Ländern der Region – darunter Libanon oder Syrien – nach Armenien gekommen, die eine ältere Version des Armenischen und kein Russisch sprechen. Viele von ihnen eröffnen Cafés und Restaurants in der Stadt. 

Ebenfalls sind im vergangenen Jahr Hunderttausende Russ:innen nach Armenien gekommen, als Kriegsgegner:innen, als IT-Spezialisten und Firmengründer oder junge Männer, die der Teilmobilmachung entgehen wollen. Viele von ihnen sind in den Straßen der Stadt, auf den Terrassen der Cafés und in den Co-Workings zu sehen. Genau wie in Tiflis haben sich die Mietpreise in der Stadt im letzten Jahr mindestens verdoppelt.

Eriwan. Foto: © Frank Gaudlitz
Eriwan
Foto: © Frank Gaudlitz

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