Die immerwährenden Gesänge der Nonnen im Kloster Călărășeuca

Von Frank Gaudlitz

Kloster Călărășeuca
Foto: © Frank Gaudlitz

Aus der Klosterkirche klingen hohe Frauenstimmen, als wir um ein Nachtlager bitten.

Der Schlafsaal mit elf Betten, in dem vor kurzen noch ukrainische Kriegsflüchtlinge untergebracht waren, wird unsere Bleibe für die kommenden Tage. Ein Klavier ist neben den Betten das einzige Möbel.

Die lange Tafel im Refektorium scheint immer gedeckt. Schon am Morgen dampft eine Suppe, stehen Tomaten, Zwiebeln, Buchweizen, Quark oder Käse, Tee oder Kompott bereit.

Während ich das notiere, geben Sirenen auf der anderen Seite des Dnister mehrfach Fliegeralarm.

Sich wiederholend schlagen auch am nächsten Morgen die Sirenen Alarm. Über Otaci wurde eine Rakete gesichtet. Es ist der 10. Oktober. Der Grenzübergang wird für Stunden geschlossen. Die Verletzung des moldauischen Luftraums ist Thema in den Nachrichten, der russische Botschafter einbestellt.

Was für ein wunderbarer Gedanke, dass die 42 Nonnen ihren Gesang Stunde um Stunde, Tag um Tag, Woche um Woche, Monat um Monat und über die vergehenden Jahre bis in die Ewigkeit fortsetzen, manchmal nur überstimmt vom Glockengeläut und nicht von Sirenen.

Schlaf im Kloster Călărășeuca | Foto: © Frank Gaudlitz
Schlafsaal
Foto: © Frank Gaudlitz

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