Übergangswohnheime

In Tiflis gibt es mehrere Übergangswohnheime für neuankommende oder erkrankte ukrainische Flüchtlinge, die für einen Zwischenaufenthalt gedacht sind. In Wirklichkeit aber bleiben viele Bewohner lange Zeit in den Wohnheime – sie können einfach nirgendwo anders hin.

Die Arbeit der Notunterkünfte wird zwar von internationalen und georgischen Hilfsorganisationen unterstützt, jedoch die Mittel reichen nicht um die dort Wohnenden medizinisch zu versorgen. Einige mit denen wir sprachen, hatten die Absicht wieder zurückzugehen, auch wenn ihre Heimatorte jetzt unmittelbares Kriegsgebiet sind.   

Eines der Wohnheime befindet sich in einer ehemaligen privaten Villa. Massive Holztreppen, ein Klavier, große vergoldete Spiegel und ein trockengelegter Swimmingpool im Garten vermitteln eine surreale Atmosphäre. In den herrschaftlichen Zimmern reihen sich bis zu 10 Stockbetten in denen Alte, Junge, Kranke, Kinder, Frauen und Männer gemeinsam leben müssen. Der einzige private Ort ist das mit einem Laken verhangene Bett.

Die Eigentümer leben in London und haben das Haus einer Flüchtlingsorganisation zur Verfügung gestellt. Die Nebenkosten des Gebäudes konnten seit Monaten nicht bezahlt werden. Elena, die Verwalterin der Unterkunft, ist darauf bedacht, dass die beauftragten Monteure von Wasser- oder Stromanbietern, nicht ins Haus gelassen werden, um die Medien abzustellen.

In einem anderen Haus treffen wir Olga, 57, und Wjatscheslaw, 60, ein Ehepaar aus Lisitschansk, die in in getrennten Zimmern leben. Ein gemeinsamer Platz stand in keinem Raum zur Verfügung. „Es ist, als ob wir uns wieder auf einem Date unter den blühenden Bäumen treffen“, scherzt Olga im Treppenhaus.